Camping mit Baby – geht das überhaupt? Macht ein Roadtrip im Van mit einem Kind unter einem Jahr Sinn oder ist das kompletter Wahnsinn? Die Antwort auf diese Frage ist in meinen Augen so individuell wie auch Familien unterschiedlich sind. Wer vorher kein Camping-Fan war, wird es vermutlich auch mit Baby nicht werden. Denn Fakt ist, Camping generell und mit Baby im speziellen gehört eher in die Kategorie Aktivurlaub: Abschalten durch kontinuierliche Aktivität.
Wir waren tatsächlich schon als Pärchen ein bisschen Camping verrückt und so stand für uns auch nie zur Debatte, dass wir das Camping mit Baby zumindest mal ausprobieren würden. Aus dem Ausprobieren wurde dann ein Roadtrip mit Auto und Zelt quer durch Kanada, als unsere Große 5 Monate alt war, gefolgt von einer Reise im Wohnmobil an der US-Westküste, da war sie etwa 7 Monate. Einige Camping-Ausflüge in unserem VW-Caddy und auch mit Zelt in Deutschland gab es auch.
Zum neuen Baby gab es dann auch einen neuen Van – zu viert im Caddy ist doch selbst uns ein bisschen zu kuschelig. Unser erster Familienurlaub mit zwei Kindern war dann ein Roadtrip in unserem Toyota Crosscamp durch Deutschland, Österreich, Kroatien und Italien. Es geht also, in unseren Augen sogar richtig gut. Falls du auch mit dem Gedanken spielst, dem Camping mit Baby in diesem Sommer mal eine Chance zu geben, habe ich was für dich: Hier kommen 6 Gründe dafür mit deinem Baby campen zu gehen.
1. Besinnung auf das Wesentliche
Mit der Ankunft eines neuen Babys erweitert sich der Haushalt oft auf wundersame Weise um eine Vielzahl an Gegenständen. Ich müsste lügen, wenn ich sagen würde dass nicht auch wir mit dem Eltern werden die ein oder anderen neue Anschaffung gemacht haben. Oft in der Hoffnung, dass diese einem das Leben mit Baby erleichtern. Einige Dinge sind in der Tat Lebensretter, andere einfach Staubfänger. Da beim Camping naturgemäß der Platz der Endgegner ist, bietet sich hier die perfekte Gelegenheit, einmal Inventur zu machen und zu überlegen, was man wirklich braucht. Ein wirklich befreiendes Gefühl, gut organisiert und mit nur den wesentlichen Dingen unterwegs zu sein.
2. Wirklich präsent sein aka Digital Detox unterwegs
Im Alltag sind wir leider erstaunlich oft hinter irgendwelchen Gerätschaften versunken. Schnell noch ein paar Instagram Storys schauen, eben diesen Artikel zu Ende lesen oder abends mit einer guten Serie abschalten. Auch mit Baby ist das nicht viel anders. Wie oft habe ich mich dabei erwischt, beim Stillen schnell noch ein paar Nachrichten zu beantworten oder wenn die Kleine schläft aufs Sofa zu fallen und ziellos zu scrollen nur um sich dann zu fragen, wo die Zeit geblieben ist.
Es mag am oft nicht vorhandenen Empfang oder am eingeschränkten Zugang zu Strom liegen, aber beim Campen ist das irgendwie anders. Spätestens am zweiten Tag unterwegs weiß ich nur noch selten wo mein Handy ist, Nachrichten interessieren mich nur peripher und die Abende verbringen wir Eltern gemeinsam mit Sterne gucken, ins Feuer starren und einfach mal nur Reden. So heilsam, wenn man vor kurzem ein Baby bekommen hat und die Zweisamkeit im Alltag irgendwie verloren gegangen ist.
Und wenn man müde ist, geht man einfach Schlafen, anstatt noch ein bisschen vor der neuesten Serienfolge dahinzudämmern. So ist man in der Regel auch ausgeschlafener und alles in allem so viel präsenter im Moment. Wirklich zu erleben, wie das Baby zum ersten Mal Grashalme streichelt oder im See planscht anstatt nur über den Handyrand zu schielen ist einfach unbezahlbar.
3. Der Ausflug beginnt beim Aufstehen
Wir kennen es alle, das Losgehen mit Baby dauert immer eine Ewigkeit. Haben wir alles? Nein. Windeln fehlen. Und hast du Wechselsachen dabei? Aber auch einen Sonnenhut? OK, lass uns losgehen! Oh jetzt hat sie die Hose voll. Also nochmal zurück. Ach verdammt, jetzt müssen wir sie umziehen. Jetzt aber los! Warte, ich glaub wir sollten sie doch nochmal schnell füttern….“ Das schöne beim Camping: raus aus dem Schlafsack und schon ist man draußen. Alle Sachen sind nur einen Handgriff entfernt. Und wenn man doch mal einen größeren Ausflug machen will, geht auch das Packen ruckzuck. Schließlich ist die Auswahl dank eingeschränktem Platzangebot viel kleiner.
4. Frische Luft deluxe
Frische Luft ist gesund, dass wissen wir alle. Besonders Babys tut viel draußen sein gut. Die kleinsten fühlen sich von im Wind wehenden Blättern unterhalten, Krabbelbabys lieben es Stöcker, Blätter und Sand zu Spielzeug umzufunktionieren. Und Schlafen funktioniert nach einer ordentlichen Ration „Draußenzeit“ sowieso besser. Für Babys sowieso, aber auch wir Erwachsenen sind immer wieder überrascht wie gut wir nach einem ganzen Tag draußen schlafen.
Und damit nicht genug. Viel Grün und Natur entspannt auch den gestresstesten Großstädter, die Ruhe draußen lässt auch uns zur Ruhe kommen und die Weitsicht außerhalb der Stadt ist eine Wohltat für die Augen. Was liegt also näher, als einen Urlaub oder Wochenendtrip zu planen, bei dem man ersten Kaffe bis zum letzten Glas Wein komplett draußen ist? Einmal Durchatmen für alle, bitte.
5. Einmal Fünfe gerade sein lassen
Regelmäßige Mahlzeiten, Schläfchen, Spaziergänge…mit Baby hat man eben so seine Routinen. Und das ist auch gut so. Sie geben Sicherheit und zwar für Eltern und Kind. Aber manchmal tut es auch gut an der ein oder anderen Stelle ein wenig loszulassen. Dafür ist ein Camping Urlaub ideal, da einfach schon auf Grund der Gegebenheiten nicht immer alles genau wie zu Hause laufen kann. Als Mama mit einem leichten Hang zum Überorganisieren sind solche Erinnerungen genau das, was ich brauche.
Damit wir uns nicht falsch verstehen. Ich liebe Routinen und bei einigen davon bin ich nicht Kompromissbereit, weil sie dem Baby und mir gut tun. Aber mal wieder festzustellen, dass das Baby nicht zu Staub zerfällt, wenn es heute nur schnell gewaschen statt gebadet wird und dass eine dreckige Hose das breite Grinsen beim Entdecken von Neuem allemal wert ist hilft mir dabei, auch im Alltag so manches mal ein bisschen lockerer zu sehen.
6. Als Eltern mitten im Geschehen
Egal wie aktiv man als Familie tagsüber ist, irgendwann kommt der Zeitpunkt nach Hause zu gehen und die Abendroutine zu starten. Der Rest des Abends findet dann in der Regel in der Unterkunft statt und ich müsste lügen, wenn ich im Urlaub nicht das ein oder andere Mal auf dem Heimweg neidisch auf kinderlose Restaurantbesucher beim Candle-Light-Dinner oder die Menschen in der Bar geschaut hätte, die sich auf den Abend mit Live Musik freuen.
Beim Camping findet all das direkt um uns herum statt. Bei den Nachbarn spielt jemand Gitarre, dort drüben wird noch gegrillt und mittendrin sitzen wir. Die Kinder schlummern friedlich nebenan im Van und vielleicht setzen wir uns gleich noch nebenan mit ans Lagerfeuer. Oder wir bleiben einfach genau hier sitzen und beobachten das bunte Treiben und die langsam einkehrende Ruhe um uns herum.
Ich möchte hier gar kein falsches Bild entstehen lassen, Camping mit kleinen Kindern ist definitiv mit Arbeit verbunden. Und auch wir hatten zwischendrin schon Momente in denen wir uns gefragt haben, warum zur Hölle wir nicht einfach einen Pauschalurlaub gebucht haben. Aber dann kommen wieder die oben genannten Gründe ins Spiel und es gibt einfach unendlich viele schöne Momente die dazu führen, dass wir es einfach nicht lassen können. Und so werden wir es auch diesen Sommer wieder wagen, nur das wichtigste in den Van packen und uns mit unseren dann ein- und vierjährigen Mädels auf den Weg nach Schweden machen.