Hanoi ist bunt laut und wuselig und voller Gegensätze. Tradition und Moderne, arm und reich, international und nachbarschaftlich. Hanois Hauptstadt hat viele Seiten und unglaublich viel zu bieten. Ja, auch für Kleinkinder und Kinder, auch wenn es nicht das erste Ziel wäre, welches beim Gedanken an einen Familienurlaub in den Kopf schießt.

Wir haben im Rahmen unserer Vietnam Rundreise fast zwei Wochen in der Hauptstadt des Landes verbracht. Großstädte, vor allem mit so einem Ausmaß, können mit Kindern schon eine Herausforderung sein. Mit den richtigen Insider-Tipps können sie aber auch ein toller Abenteuer-Ausflug für Groß und Klein sein. Wir haben aber in unserer Zeit dort viele kinderfreundliche Orte entdeckt. Die elf besten Orte, um Hanoi mit Kindern zu entdecken und in seine Vielfältigkeit einzutauchen habe ich euch im folgenden Artikel zusammengetragen.

Hoan Kiem Lake: das Herz Hanois mit Kindern entdecken

Die Straßen um den Hoan Kiem See sind am Wochenende autofrei

Wer in Hanoi ist, sollte auch am Hoan Kiem See gewesen sein. An dem malerischen See mitten in der Innenstadt kann man das Lebensgefühl Hanois perfekt aufsaugen. Traditionelle Gebäude wie der Ngoc Son Tempel findet man hier ebenso wie vielfältige Geschäfte und Restaurants.

Wenn eure Agenda es möglich macht, dann kommt auf jeden Fall am Wochenende hierher. Dann ist die Gegend um den bekanntesten See Hanois nämlich komplett autofrei. Ein beliebter Wochenendausflug für Hanoier Familien und Touristen gleichermaßen. Hier gibt es unzählige Angebote für Familien und man kann hier gut und gerne einen Tag verbummeln. Gemütlich um den See schlendern, mit anderen Kindern spielen, sich durch das Angebot der Straßenstände und Restaurants schlemmen und mit Hanoier Kindern plaudern, die hier überall rumziehen und an den Touristen ihr Englisch ausprobieren. So süß.

Die Highlights unserer Kinder waren definitiv die vielen Fahrzeuge, die man hier für kleines Geld mieten kann. Von Tretrollern über motorisierte Dreiräder bis hin zu kleinen Mini-Autos, mit denen die Kinder quer über die verkehrsberuhigten Straßen brausen können, war alles dabei. Auf keinen Fall fehlen darf beim traditionellen Wochenendausflug an den See der Ausflug zu Trang Tiens, Hanois beliebtestem Eisladen. Ein Must-Visit in Hanoi mit Kindern.

The Note Coffee: Kreative Kaffeepause

Direkt am Hoan Kiem Lake befindet sich auch eine weitere Attraktion, die super für Familien geeignet ist. Hinter einem fast schon unscheinbaren Eingangsbereich muss man, wie so oft in Hanoi, eine steile Treppe erklimmen. Dahinter verbergen sich auf mehreren Etagen viele kleine Räume und Ecken. Das Besondere hier: alles, und ich meine wirklich alles ist mit kleinen Notizzetteln voller selbst geschriebener Botschaften verziert.

Jeder Gast darf nach belieben seine eigenen Nachrichten hinzufügen. Das haben sich unsere Mädels natürlich nicht zweimal sagen lassen. Zettel und Stifte liegen auf den Tischen bereit. Wir hatten alle viel Spaß, sowohl beim Schreiben und Malen, als auch beim Verteilen der Botschaften in den verschieden Ecken des The Note Coffee. Definitiv ein schöner Stopp mit Kindern in Hanoi.

Hanoi Old Town: mit Kindern durch die Altstadt

Die Altstadt von Hanoi mit Kindern entdecken

Nicht verpassen dürft ihr in Hanoi definitiv die Altstadt. Ein Spaziergang durch die geschäftigen Straßen wird euch mitunter mit mehr Eindrücken zurücklassen, als ihr verarbeiten könnt. Dicht an dicht drängeln sich Geschäfte an jeder Straßenseite. Dazwischen bieten fliegende Händler ihre Ware feil. Je nach Straßenzug kann das von Obst und Gemüse über Eisenwaren bis hin zu Schuhen alles sein was es für Geld zu kaufen gibt. Hinter jeder Ecke verändern sich Anblick, Geruch und Geräuschkulisse.

Nur eine kleine Warnung: haltet eure Kinder fest. Der Verkehr ist verrückt und wie fast überall in Vietnam wird der Fußweg für alles genutzt außer zum Laufen. Hier stehen, Motorräder, Restauranttische, Verkaufsstände…. Alles was sich bewegt, schiebt sich gemeinsam durch die Straßen. Funktioniert super, solange niemand plötzliche Bewegungen macht. Das ist mit Kindern so eine Sache.

An den Wochenendabenden sind auch in der Altstadt einige Straßenzüge autofrei. Dann wird die Straße zu einem riesigen Open Air Restaurant, es gibt teilweise Straßenmusik und gefühlt ist ganz Hanoi auf den Beinen. Wer früh ins Bett geht, verpasst hier wirklich was.

Café Giang: die Geburtstätte des Eierkaffees

Wer in Vietnam war ohne wenigstens einen Egg Coffee probiert zu haben, der war nicht in Vietnam. Die unverschämte Leckerei aus Kaffee, Kondensmilch, Zucker und Ei findet man in Cafés im ganzen Land. Erfunden wurde sie aber in Hanoi – angeblich im Café Giang.

Ob das nun stimmt oder nicht, ein Besuch hier lohnt sich so oder so, um eine typische Hanoier Café-Erfahrung zu machen. Ein etwas versteckter Eingang, dahinter ein volles trubeliges Café mit Hockern und kleinen Tischen, an denen dicht an dicht Kaffee geschlürft und getratscht wird.

Für Kinder gibt es hier auf jeden Fall viel zu gucken und auch eine große Auswahl an koffeinfreien Getränken. Unter anderem köstlichen Eierkakao. Der, genau wie seine koffeinhaltige Schwester, ist ehrlicherweise aber eher eine Mahlzeit als ein kleines Getränk. Aber die Energie, die so ein Stadturlaub mit der ganzen Familie erfordert möchte ja auch irgendwo herkommen.

Wasserpuppentheater: alte vietnamesische Traditionen entdecken

Wasserpuppentheater: Hanoi mit Kindern

Einen Ausflug in die vietnamesischen Traditionen kann man mit einem Besuch im Wasserpuppentheater unternehmen. Hier stehen die Puppenspieler hinter einem Vorhang in einem Wasserbecken und lassen die Puppen über die Wasseroberfläche tanzen. Die Geschichten erzählen meist vom Leben auf dem Land. Begleitet und erzählt werden die von einer Live-Band in traditionellen Gewändern. Schon deswegen lohnt sich ein Ausflug hierher.

Die Erzählungen sind auf vietnamesisch. Wer mag, kann sich aber eine Art Audioguide mit Übersetzung ausleihen. Wir haben drauf verzichtet und fühlten uns dennoch gut unterhalten. Zumindest 2/4 von uns. Der 2-jährigen wurde es doch recht schnell zu laut, sodass die andere Hälfte der Familie einen Großteil der Show im Vorraum des Theaters verbracht hat. Für Kinder, die bei Lautstärke oder Dunkelheit empfindlich reagieren ist es eher nichts. Unserer Großen (6) hat die Show aber sehr gefallen.

Mit Kissen, die für die Kleinen ausgeteilt werden, damit sie auch etwas sehen können fanden wir den Ort auch, wie fast alle in Vietnam, wirklich sehr kinderfreundlich. Die Länge von etwa 45 Minuten können die meisten Kinder auch gut aushalten. Wenn nicht, kann man aber auch problemlos zwischendurch rausgehen.

Literaturtempel: Oase der Ruhe in der Großstadt

Die Ruhe genießen im Literaturtempel in Hanoi

Ein wunderschöner Ausflugstipp in Hanoi mit Kindern ist auch der Literaturtempel. Hinter dem etwas irreführenden Titel verbirgt sich die älteste Universität Vietnams sowie eines der berühmtesten Bauwerke des Landes. In den ummauerten Innenhöfen könnt ihr ins kulturelle Erbe Hanois eintauchen, die beinahe 1000 Jahre alte Architektur bewundern oder einfach nur die wunderbare Ruhe genießen. Eine Wohltat als kleine Auszeit vom Großstadtrubel.

Und wenn ihr schon da seid, noch ein kleiner Tipp: direkt neben dem Literaturtempel befindet sich ein schöner Spielplatz. Eine perfekte Sightseeing-Pause während eines Großstadttages mit der ganzen Familie. In Hanoi ist guter Kaffee für die Großen ja bekanntlich auch nie weit.

Hanoi Book Street: Schmökern und Spielen

Spielen in der Hanoi Book Street

Wo wir gerade beim Thema Durchatmen sind. Ein wirklich süßer Ort zum Verschnaufen in Hanoi mit Kindern ist die Book Street. Die kleine Gasse ist komplett autofrei und demnach eine Wohltat nach einem Tag in der Innenstadt von Hanoi. Gesäumt ist die Straße von, wie der Name schon sagt, Buchläden. Überwiegend natürlich vietnamesische aber auch hier und da internationale Titel laden zum schmökern ein.

Für Kinder gibt es ein paar kleine Klettermöglichkeiten, aber nach ein paar Tagen in Hanoi war unser Highlight mal wieder die Tatsache, dass die Kinder rumrennen konnten. Der Verkehr in Hanoi ist einfach next Level – umso wichtiger Orte wie dieser, wo weder Autos noch Motorroller fahren und wir einfach einen Kaffee trinken können, während die Kinder spielen.

Die Hanoi Book Street ist zwar deutlich überschaubarer als ihre Schwester in Saigon, aber dennoch ein schöner kleiner Stopp, wenn ihr mit Kindern in Hanoi seid.

Hanoi Train Street: Abenteuer für Groß und Klein

Der Ausflug, der uns allen am meisten in Erinnerung geblieben ist, war unser Vormittag in der Hanoi Train Street. Die Zuglinie, die sich eng an den Häusern entlang durch Hanois Innenstadt windet ist inzwischen eine bekannte Touristenattraktion. Allerdings eine nicht ganz ungefährliche. Es gibt hierzu auch im Netz einige widersprüchliche Infos und in den letzten Jahren ist die Straße wohl immer wieder durch die Behörden geschlossen worden.

Unsere Neugier war definitiv geweckt und wir wollten wenigstens mal einen Blick wagen. Entgegen der Gerüchte war die Train Street bei unserem Besuch im April 2024 geöffnet und sehr belebt. Einzig die Tatsache, dass die Café-Besitzer potentielle Kunden teilweise recht aggressiv abfangen und in ihre Restaurants führen wollen ist ein wenig befremdlich.

Hat man einmal Platz genommen ist es aber durchaus nett. Die fröhlich-gespannte Atmosphäre während des Wartens auf den Zug weicht urplötzlich einer unvermittelten Hektik wenn er sich tatsächlich ankündigt. Tische werden von den Schienen geräumt. Ein Bahnangestellter rennt mit Trillerpfeife durch die Häuserschlucht und Gäste werden in die Cafés oder an die Hauswand verwiesen.

Wenn dann der Zug mit nur wenigen Zentimetern Abstand an einem vorbei rauscht ist plötzlich auch klar woher die Aufregung kommt. Ein unvorsichtiger Tourist kann hier schnell unter die Räder kommen. Aber genau dieser kurze Nervenkitzel zieht die Leute in Scharen hier her. Und wenn man den Anweisungen des Cafépersonals Folge leistet, kann tatsächlich auch nichts passieren. Sie arbeiten hier täglich und wissen ganz genau, wo man sich aufhalten kann, um das Spektakel sicher zu verfolgen.

Nach ein paar Sekunden ist der Spaß dann auch wieder vorbei und so schnell, wie die Tische und Stühle reingeräumt wurden, stehen sie auch wieder draußen. Als wäre nie was gewesen machen Touristen Selfies auf den Schienen. Und mit leuchtenden Kinderaugen und ein paar schönen Fotos im Gepäck machen wir uns wieder auf den Weg.

Wer mit Kindern hierher kommt sollte sich 100% sicher sein, dass die Kinder der Situation gewachsen bzw. OK damit sind, dass man sie im Zweifel für einen Moment einfach festhält. Dann kann es ein cooles Abenteuer für die ganze Familie werden.

Vietnamese Women’s Museum: Kultur verstehen lernen

Museen mit Kindern sind ja immer so eine Sache, aber wenn ihr irgendwie Zeit habt, kann ich euch das Vietnamese Women’s Museum nur ans Herz legen. Auf mehreren Etagen wird nicht nur die Rolle der Frau in der vietnamesischen Gesellschaft gewürdigt sondern ihr bekommt auch einen tollen Einblick in die kulturellen und ethnischen Besonderheiten in diesem vielfältigen Land.

Ich fand die verschiedenen Ausstellungen sehr informativ und auch berührend und bin sehr froh, dass wir noch die Zeit gefunden haben, das Museum zu besuchen. Für Kinder sind vor allem die vielen bunten Kostüme der unterschiedlichen ethnischen Gruppen interessant.

Zitadelle Thang Long: alte und neue Geschichte Vietnams

Tausend Jahre alte Architektur in Hanoi

Einmal in die Geschichte Vietnams eintauchen könnt ihr bei einem Besuch in der Zitadelle. In der UNESCO Weltkulturerbestätte bekommt ihr einen ausführlichen Eindruck von der Geschichte Vietnams – von der Antike bis zur Zeit des Vietnamkrieges. Die über 1000 Jahre alten Überreste der Zitadelle transportieren euch direkt in die vietnamesische Kaiserzeit während Bunker und Tunnel aus der Zeit des Konfliktes zwischen Nord und Südvietnam auch den jüngeren Kampf des Landes um seine Unabhängigkeit erschreckend real näherbringen.

In der Zitadelle von Hanoi gibt es wirklich viel Platz für Kinder zum Rennen und Toben, die alten Toranlagen können erklommen werden und wer sich traut, erkundet die alten Tunnelanlagen. Der Bereich rund um die Bunkeranlagen im D-67 Haus kann für Kinder (und sensible Erwachsene) allerdings etwas furchteinflößend sein. Die Bild und Tonaufnahmen aus Zeiten des Vietnamkrieges sind doch sehr reell.

Das Areal ist relativ weitläufig, plant also gerne ein wenig Zeit ein. Vor allen, weil auf dem Gelände einer der schönsten Spielplätze ist, den wir in Vietnam gesehen haben. Bei dem wuseligen Verkehr in Hanoi ist es aber so oder so eine Wohltat, die Kinder einfach mal unbeschwert Rennen zu lassen.

Westlake: Internationales Flair am See

Westlake: Hanois größter See

Eine schöne Pause vom mitunter verrückten Innenstadttrubel kann auch ein Ausflug an den Westlake sein. An den Ufern von Hanois größtem See gibt es schöne Spazierwege und hier und da sogar Spielplätze. Generell ist der Verkehr um Längen entspannter als in der Altstadt. Einige Bereiche werden an Wochenendabenden auch hier zur Fußgängerzone. Das macht es nochmal entspannter.

Das Viertel im Norden des Sees ist auch eins der internationalsten in Hanoi. Hier haben sich viele Expats angesiedelt. Dementsprechend findet man hier auch eine spannende internationale Restaurantszene. Zwar hat uns zum ausgiebig Essen gehen die Zeit gefehlt, aber so ganz ohne Kaffee und Snacks geht beim Reisen mit Kindern ja dann doch nichts. Für den Süßhunger findet ihr beim Half Baked Dessert Lab die leckersten und weichsten Cookies. Ein wunderschönes Café mit leckersten koffeinhaltigen Getränkekreation aber auch verschiedensten Tees ist das One Day at a Time.

Das waren sie auch schon, unsere zehn Tipps und Aktivitäten in Hanoi mit Kind. Die Stadt bietet sicher noch endlos mehr, aber irgendwann ist halt auch einfach die Zeit zu Ende. Wir hatten auf jeden Fall eine tolle Zeit in Vietnams Hauptstadt und ich hoffe, mit diesen Tipps habt ihr das auch.

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