Chaotisch, dreckig, gefährlich – das sind die Attribute, die uns als erstes entgegensprangen, als wir begannen, uns zu Neapel schlau zu machen. Der Flug war allerdings schon gebucht. Die Herausforderung, in den Berliner Osterferien günstige Flüge zu finden, hatte uns nicht viel Auswahl gelassen. Wir hätten direkt weiter Richtung Amalfiküste oder auf eine der Inseln fahren können, aber irgendein Bauchgefühl sagte mir, dass wir der Großstadt am unteren Schienbein des italienischen Stiefels eine Chance geben sollten. Kleiner Spoiler: Ich bin heilfroh, dass wir uns dafür entschieden haben.
Wir haben im April 2025 drei Tage und vier Nächte mit unseren Kindern (3 und 7) in der Pizza-Hauptstadt verbracht und hätten gut und gerne auch noch länger bleiben können. Solltet ihr aber ähnlich lange, vielleicht für ein verlängertes Wochenende oder als Stopp auf einer Rundreise in Neapel sein, habe ich hier die perfekte Agenda für drei Tage in Neapel mit Kindern für euch.
Neapel mit Kindern: was solltet ihr berücksichtigen
Neapel ist wild. Vor allem, was den Verkehr angeht. Mopeds sausen gern auch mal durch Fußgängerzonen und die Fußwege sind oft kaum zu nutzen, weil sehr schmal bis kaum existent. Zebrastreifen haben eher dekorativen Charakter und Ampeln sind maximal eine Empfehlung. Besonders kleine Kinder müsst ihr hier also sehr gut im Blick behalten. Das Bedürfnis selbst Auto zu fahren, hatte im übrigen niemand von uns.
Solltet ihr das Taxi vom Flughafen nehmen, lasst euch unbedingt vorher von eurer Unterkunft sagen, was die Fahrt kosten soll. Die Fahrer werden hier gerne mal kreativ in der Preisgestaltung.
Mit dem Kinderwagen kommt ihr auch in der Altstadt grundsätzlich gut voran. Allerdings gibt es immer wieder Treppen, bei denen ihr selbigen im Zweifelsfall schleppen müsst.
Windeln & Co. gibts in den „Alimentaris“ – einer Art Späti, den es in Neapel an jeder Ecke gibt. Dort natürlich zu höheren Preisen als in den größeren Supermärkten, die es auch, aber nicht ganz so häufig gibt.
Die Neapolitaner sind ziemlich gut im Drängeln. Rücksicht auf Familien wird hier, vor allem in Bus & Bahn nur bedingt genommen. Jede*r schaut selbst, wo er oder sie bleibt. Aber abgesehen davon fühlten wir uns mit Kindern überall willkommen. In allen Restaurants und Bars wurden wir freundlichst bedient und selbst wenn ein Kind mal etwas lauter ist oder durch die Gegend rennt, schaut niemand schief. Unter 6 Jahren sind öffentliche Verkehrsmittel und auch die meisten Attraktionen kostenlos.
Tag 1 in Neapel mit Kindern: Altstadt, Spanisches Viertel & Hafenmeile

Am ersten Tag stürzt ihr euch am besten direkt ins Gewusel in der Innenstadt. Ein guter Startpunkt für eure Erkundungstour ist die Piazza del Plebiscito. Der riesige Platz ist Autofrei, also können die Kinder frei Rennen, während ihr den Plan für den Tag macht. Hier befindet sich auch der Königspalast, welcher heute ein Museum ist – den Innenhof könnt ihr übrigens kostenfrei anschauen – und die Basilika San Francesco di Paola.
Ob nun mit oder ohne Abstecher in die Kirche oder ins Museum – anschließend solltet ihr unbedingt weiter zur Galeria Umberto I ziehen. Die historische Einkaufspassage mit der beeindruckenden Glaskuppel ist wirklich wunderschön. Direkt gegenüber befindet sich übrigens das Teatro San Carlo, Neapels Opernhaus.
Anschließend biegt ihr direkt Richtung spanisches Viertel ab. Hier könnt ihr euch einfach durch die Gassen treiben lassen und die faszinierenden alten Häuser samt obligatorischer Wäscheleinen bestaunen und einfach die Atmosphäre aufsaugen. Wir fanden die vielen Streetart-Kunstwerke besonders beeindruckend. Zum Shoppen, Zitronenlimo trinken oder Pizza essen gibt es auch genügend Gelegenheiten.
Gut gestärkt könnt ihr dann zum Hafen und zum Beispiel über die Via Nazario Sauro und darüber hinaus spazieren und den Ausblick auf den Vesuv und die Wellen genießen.
Zwischendurch dürft ihr natürlich auf keinen Fall den Gelato-Stopp vergessen. ☺️ Und dann werden euch eure Beine wahrscheinlich irgendwann sagen, dass es Zeit für einen Aperetivo – einen kühlen Drink mit ein paar salzigen Snacks – und einfach einen gemütlichen Tagesausklang ist. Die nächste Pizzeria ist in Neapel nie weit weg. Und eine Pizza Margherita kostet im Durchschnitt 6 Euro.
Tag 2 in Neapel mit Kindern: Ruhe und Ausblicke im Stadtteil Vomero

Am zweiten Tag ist es dann Zeit, eine ganz andere Seite Neapels kennenzulernen. Nach dem wuseligen ersten Tag im Herzen von Napoli kommt ein Ausflug in den bürgerlicheren Teil der Stadt wie gerufen.
Neapel ist irgendwie ein bisschen wie ein verrücktes Labyrinth irgendwo ist eine Treppe oder sogar ein Aufzug versteckt und plötzlich kommt ihr auf einer Straße eine Etage höher oder tiefer raus als wäre nichts gewesen.
Heute nehmen wir aber nicht die Treppe, sondern die Bergbahn. Auch das gibt es in Neapel. Mit der Funicolare Centrale gehts aus der Altstadt direkt auf den Vomero-Hügel. Wer jetzt spektakuläre Ausblicke erwartet, den muss ich leider enttäuschen. Die Bahn verläuft fasst komplett unterirdisch durch den Berg. Oben allerdings kann man schon den ein oder anderen Ausblick genießen.
Raus geht’s an der Endstation. Einmal oben angekommen könnt ihr auch hier durch die Straßen flanieren. Nur sind diese plötzlich viel weiter, die Häuser schicker und statt Wäscheleinen und Streetart seht ihr plötzlich den Himmel.
Wenn ihr hungrig werdet, dann steuert unbedingt den Mercato di Antignano an. Auf diesem kleinen Markt und in den umliegenden Geschäften gibt es die allerbesten Köstlichkeiten zu wirklich fairen Preisen. Wenn ihr euch mit sizilianischen Tomaten, Büffelmozzarella, Paninis und nicht zu vergessen den besten Oliven eingedeckt habt, dann geht’s ab in den benachbarten Mascagna Park. Dort gibt es gemütliche Picknickbänke und einen wirklich großen Spielplatz für die Kinder. Die sind nach der ganzen Stadtbummelei für ein bisschen rumtollen sicher dankbar.
Wenn euer Tempo ähnlich wie unseres ist, ist es nun schon Nachmittag. Mit der Funicolare ging es wieder bergab Richtung Stadtzentrum und ein bisschen bummeln über die Via Toledo. Hier in der Fußgängerzone gibt es alles, was das Shopping-Herz begehrt. Wir beenden den Tag mit Pizza und Gelato. Was sonst?
Tag 3 in Neapel mit Kindern: Katakomben, Mafiageschichten und gute Aussichten

Eigentlich wollten wir uns an unserem dritten Tag in Neapel mit den Kindern ja die Galeria Borbonica anschauen- einen alten Tunnel und ehemaligen Luftschutzbunker, der zwischenzeitlich als Lagerstätte für allerlei Skurriles genutzt wurde. Unser Chaos-Trupp hatte aber leider verschwitzt, das diese nur Freitag bis Sonntag geöffnet sind. Schade Schokolade. Aber hey, ihr wisst es jetzt zumindest.
Um doch noch ein bisschen Neapolitanische Unterwelt zu entdecken, sind wir mit dem Bus zu einer anderen unterirdischen Sehenswürdigkeit gefahren. Wir haben die Katakomben des Heiligen Gennaro angeschaut. Im Prinzip ein zum Teil mehr als 1800 Jahre alter unterirdischer Friedhof. Inklusive unterirdischer Kirchen mit Taufbecken und allem drum und dran. Rein kommt ihr nur mit einer Führung. Diese gibt es in Englisch und Italienisch. Es könnte Sinn machen, diese vorher zu buchen.
Wenn ihr aber auch gerne spontan seid, dann könnt ihr euch die Wartezeit auf die nächste Tour auch im nahegelegenen Park vertreiben. Kurze Verschnaufpause vom (nennen wir es) lebendigen Treiben Neapels mit viel Ruhe und Weite. Leider dürfen die Rasenflächen nicht betreten werden. Dafür gibt es die tollsten Ausblicke über Neapel und ein nettes kleines Café, was außerdem den leckersten Zitronenjoghurt serviert. Das der Kaffee gut war, brauch ich eigentlich nicht extra erwähnen. Immerhin sind wir in Italien, hier ist sogar der Tankstellenkaffee exzellent.
Aber zurück zu den Katakomben. Die einstündige Führung fanden die Kinder, dank eigener Simultan- Übersetzung, durchaus spannend. Schön ist auch, dass das ganze aus einem sozialen Projekt entstanden ist, welches Jugendliche aus dem angrenzenden, ehemals fest in Mafia-Hand gefangenen Viertel unterstützt. In dieses wurden wir anschließend auch entlassen und durften so wieder eine ganz andere Seite Neapels entdecken. Inzwischen ist es hier sicher, aber dennoch deutlich rauer als in den anderen Stadtteilen, die wir bislang gesehen haben.
So war auch der Weg zurück zur U-Bahn ein kleines Abenteuer. Apropos U-Bahn. Die Metro in Neapel ist selbst auch eine Sehenswürdigkeit für sich. Besonders die Station Toledo lohnt sich aber auch die anderen Stopps sind teilweise wirklich kreativ gestaltet.
Unser Tag endet mit einem Sundowner auf der Piazza del Plebiscito und – ihr könnt es euch denken – mit Pizza und Caprese. Die Pizzeria Pavia ganz in der Nähe des Platzes war übrigens unser Lieblingslokal.
Drei Tage in Neapel mit Kindern: unser Fazit
Neapel ist weder spektakulär noch glamourös und auch nicht besonders sauber so viel ist klar. Aber dafür umso charmanter. Uralte Häuser stehen dicht an dicht. Selbstgebaute Altare wechseln sich mit Graffiti-Kunstwerken und Pizzabäckereien ab. Die Wäsche trocknet zwischen den Häuserwänden. Hier und da schaut jemand aus dem Fenster und beobachtet das Treiben. Menschen und Mopeds schieben sich gleichermaßen durch die Gassen. Zwischendurch bleibt man kurz stehen und unterhält sich. Am Meer schieben sich die Touristen die Flaniermeile entlang während die einheimischen Teenager mit Blick auf den Vesuv und die Wellen abhängen.
Kann ein Ort gleichzeitig hektisch und entspannt sein? Neapel ist auf jeden Fall besonders und hat unsere Herzen in nur drei Tagen erobert. Definitiv eine Reise wert.
Wenn ihr Stadturlaub liebt, schaut gern auch in unserem Beitrag zu Malaga mit Kindern vorbei. Dort gibt’s auch super viel zu entdecken.