Ist es eine gute Idee, mit Kindern nach Tirana zu fahren? Während unserer zweiwöchigen Albanien-Rundreise haben wir im Herbst 2024 auch ein paar Tage in der Hauptstadt des Landes verbracht. Von grau bis kunterbunt, historisch bis modern, die Stadt ist wahnsinnig vielfältig und hat wirklich für alle was zu bieten.
Was Tirana zu einem tollen Ort für einen Stadturlaub mit Kindern macht ist die Tatsache, dass ein Großteil der Sehenswürdigkeiten fußläufig vom Hauptplatz der Stadt, dem Skanderberg Platz zu erreichen sind. So könnt ihr als Familie ganz entspannt auf Entdeckungstour gehen.
Aber wo fängt man an? Ich habe euch unsere liebsten Aktivitäten in Tirana mit Kindern gesammelt.
Der alte Basaar Pazari i Ri

Ich starte eine Stadttour ja grundsätzlich gern auf dem lokalen Markt. In Tirana bietet sich hierfür der alte Basaar an: von Touristen-Nepp bis Gemüse ist hier alles dabei. Wobei die Lebensmittel überwiegend in der neueren Markthalle angeboten werden und es im überdachten Outdoor-Bereich eher Souvenirs aller Art gibt – vom Teppich bis zu Trockenobst.
Rundherum gibt es viele Cafés in denen ihr hervorragend das Geschehen beobachten könnt. Abends trifft sich die Nachbarschaft auf dem Platz daneben auf Café und ein Schwätzchen während die Kinder Fußball spielen, Roller Fahren oder ähnliches. Wenn es nicht jetzt im Oktober abends doch schon recht schnell kühl werden würde, hätten wir hier ewig sitzen und dem Treiben zuschauen können.
Skanderberg Platz: das Herz Tiranas

Das Zentrum der albanischen Hauptstadt ist der Skanderberg Platz. Benannt nach dem Nationalhelden Albaniens, welcher dort auch mit einer Statue verewigt ist, ist der 38.000 Quadratmeter große Platz heute das Herz der Stadt. Rund herum ist ein Großteil der Sehenswürdigkeiten und wichtigen Gebäude Tiranas angeordnet.
Hier gibt es neben einigen netten Bars/Cafés vor allem viel Platz zum Toben und Rennen. Das Highlight unserer Kinder war definitiv das altmodische Karussell. Für etwa 2 Euro könnt ihr hier Kinderaugen zum Strahlen bringen.
Direkt nebenan befindet sich auch die Et‘hem-Bey-Moschee sowie eine Orthodoxe Kathedrale. Ein schönes Zeichen für die religiöse Vielfalt in Albanien und wie friedlich das Ganze nebeneinander funktioniert.
Extra-Tipp: Free Walking Tour
Direkt am Skanderberg Platz, vor dem Opernhaus, starten jeweils um 10 sowie auch um 17 Uhr die Free Walking Tours zum Erkunden von Tirana. Wobei umsonst ja nicht ganz korrekt ist. Es wird schon davon ausgegangen, dass am Ende gespendet wird. Familien sind hier auf jeden Fall willkommen, aber die Kinder sollten entweder sehr lauffreudig oder noch im Kinderwagen/der Trage unterwegs sein. Der freundliche Guide hat etwas von 12 Tausend Schritten erzählt. Das war uns nach einem Tag Erkundungstour in der Stadt dann doch etwas viel. Aber ich habe viel Gutes über die Touren gehört. Ihr müsst euch nicht extra anmelden, sondern könnt einfach vorbeischauen.
Den Uhrenturm erklimmen

Ein weiteres Highlight direkt am Skanderberg Platz ist der alte Uhrenturm. Auf das fast 200-Jahre -alte Kulturdenkmal könnt ihr für 200 LEK pro Person hinaufklettern. Kinder sind frei. Aus einer Höhe von 35 m habt ihr einen tollen Blick auf den darunterlegenden Skanderberg-Platz, die Skyline von Tirana und die schicke Dachterrasse des Rathauses. Die Bergketten rund um die Stadt Rahmen das Panorama wunderbar ein.
Pyramide von Tirana

Wo wir gerade bei guter Aussicht sind: Eine andere Perspektive auf die Stadt von oben bietet die Pyramide von Tirana. Das außergewöhnliche Gebäude aus weißem Marmor wurde ursprünglich als Museum für den ehemaligen Diktator Enver Hoxha gebaut und nach dem Sturz des Regimes als Kongresszentrums umfunktioniert. Auf dem Platz drum herum gibt es einige nette Cafés.
Ganz in der Nähe bei Löffel kann man günstig zu Mittag essen. Es gibt ein wechselndes kleines Angebot in der Theke und um die Mittagszeit herrscht hier reger Betrieb.
Klettern in „The Cloud“

Die Installation des japanischen Künstlers Sou Fujimoto ist ein schöner Spot, um mit Kindern auf eurer Tirana-Tour eine Pause einzulegen. Die wolkenähnliche Struktur lädt auf verschiedenen kleinen Terrassen zum Sitzen, Klettern und Erkunden ein und soll explizit ein sozialer Raum sein. Kunst zum Anfassen ist mit immernoch die Liebste.
Tiranas Kaffeekultur genießen

Die Albaner lieben ihren Kaffee und er ist fester Teil der Kultur. Angeblich ist Tirana sogar die europäische Stadt mit der höchsten Kaffeedichte. Für ausgeschlossen halte ich das nicht. Ich glaube nicht, dass wir in Tirana eine Straße ohne ein Kaffee gesehen haben.
Der Kaffee ist auch einfach überall gut. Selbst die kleinste Eckkneipe hat eine gute Kaffeemaschine und einen abgestandenen Filterkaffee haben wir in zwei Wochen Albanien nirgendwo angeboten bekommen. Selbst an der Tankstelle war der Kaffee gut und mit etwa 1 € immer günstig.
In Tirana gibt es gefühlt alle paar Schritte ein Kaffee. Oft gibt es dazu auch noch wirklich leckeres Gebäck. Und die seltsame Preisstruktur in Albanien legt nahe, dass ihr statt Snacks im Supermarkt zu kaufen einfach eine Pause im Café einlegt. Kostet nämlich das gleiche.
Besonders viele Cafés findet ihr in der Shëtitorja Murat Toptani. In der Fußgängerzone können die Kinder entspannt rumlaufen. Große Bäume sorgen für Schatten, was besonders im heißen albanischen Sommer essentiell ist.
Am Ende der Straße findet ihr übrigens auch die alte Burg von Tirana. Bzw. deren Außenmauern. Mehr ist nämlich nicht mehr übrig. Im Inneren finden sich heute Restaurants und Geschäfte. Ganz nett, wenn man eh in der Gegend ist, aber kein Must-visit.
Spielplatz im Rinia-Park

Nachdem der Verkehr in Tirana doch ganz schön verrückt werden kann und wir die Kinder mitunter doch einmal zu viel an die Hand nehmen mussten, um sie vor verrückten Autofahrern oder Rollern zu schützen, war eine Spielplatzpause genau das Richtige.
Direkt im Rinia-Park gibt es einen schönen großen Spielplatz. Hier können die Kinder endlich rennen, klettern, toben ohne dass die Eltern einen Herzinfarkt nach dem anderen kriegen. Und schattige Bankplätze gibt es auch noch. Was will man mehr?
Ehemaliges Eliteviertel Blloku

Vormals den Regierungsbeamten rund um Enver Hoxha vorbehalten, findet sich hier nun ein Szeneviertel. Boutiquen, hippe Cafés und Restaurants sowie viele Bars und Nachtklubs machen die ehemalige Nachbarschaft des Diktators, zum beliebten Ausgehviertel.
Ein Urteil zu Tiranas Nachtleben konnten wir uns nicht bilden, aber der Kaffee im Antigua war exzellent. Beim Flanieren könnt ihr ansonsten noch über den Zaun der ehemaligen Residenz des Diktators schauen. Es lebte sich offensichtlich nicht schlecht als Despot.
Auf dem Weg sind wir mehr oder weniger zufällig auch über ein Teilstück der ehemaligen Berliner Mauer gestoßen. Wohl ein Geschenk Berlins an die albanische Hauptstadt. Ein Stück Berlin mitten in Tirana zu finden ist schon witzig. In dem kleinen Park, in dem das Mauerstück steht, kann man auch wieder wunderschön Enver Hoxhas Obsession mit Bunkern nachvollziehen. Allein in Sichtweite des Mauerstücks haben wir drei der unterirdischen Bauwerke entdeckt.
Auf die Suche nach Streetart gehen

Tirana ist überraschend bunt. Viel der ehemals grauen kommunistischen Architektur ist inzwischen farbenfroh umgestaltet worden.
Zusätzlich findet ihr an allen Ecken immer wieder tolle Streetart. Für uns einer der besten Wege, die Kinder während einer Stadttour interessiert zu halten. Wer findet das nächste Kunstwerk? In Tirana gibt’s hier wirklich viel zu sehen.
Unter Vorbehalt: Bunk‘Art 2

Ideal, um einen ersten Eindruck von Albaniens Geschichte zu Zeiten der Kommunistischen Diktatur zu bekommen. Die allerdings ist wirklich düster und teilweise enorm grausam. Das sieht man auch in der Ausstellung, weshalb ich hier nur mit größeren Kindern reingehen würde.
Das unterirdische Bunkerlabyrinth enthält zwar teilweise auch Kunstausstellungen, aber eben auch sehr bildhafte Darstellung von Foltermethoden u.ä. Die düstersten Räume sind zwar durch ein 16+ Zeichen gekennzeichnet, aber auch die übrigen sind teilweise wirklich nicht ohne. Ihr wisst selbst am besten, was ihr euren Kindern zumuten könnt. Ich selbst würde rückwirkend lieber mit den Kindern auf dem Spielplatz chillen und die Erwachsenen abwechselnd reingehen lassen.
Ausflugstipp: mit der Seilbahn auf den Dajti
Sollte euch der ganze Trubel in der Stadt nun doch zu viel werden, könnt ihr auch einen Ausflug auf Tiranas Hausberg, den Dajti machen. Per Bus kommt ihr vom Skanderberg-Platz direkt zum Startpunkt der Seilbahn, die euch auf den Gipfel bringt.
Oben könnt ihr die Wanderschuhe schnüren oder aber im Kletterpark oder beim Minigolf eure Fähigkeiten unter Beweis stellen. Wer möchte kann auch einfach im Restaurant die Aussicht genießen.
Stellt nur sicher, dass ihr euren Ausflug so plant, dass er nicht auf einen Dienstag fällt. Wir hätten all das oben genannte mit den Kindern nämlich nur allzu gern ausprobiert, hatten aber leider den einzigen Schließtag in der Woche dazu auserkoren. Sollte wohl einfach nicht sein. Solltet ihr mehr Glück haben, schreibt doch gern in die Kommentare, ob es sich lohnt.
[…] jetzt Lust bekommen habt, Albaniens Hauptstadt zu entdecken, kann ich euch den Beitrag zu unseren liebsten Aktivitäten in Tirana mit Kindern empfehlen. So wird euch dort sicher nicht […]